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Staatsanwaltschaft Ingolstadt erhebt Anklage

Wegen des Verdachts des schweren Bandendiebstahls hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Anklage zum Landgericht Ingolstadt gegen vier Männer im Alter zwischen 43 und 51 Jahren wird
vorgeworfen, in der Nacht vom 21.11.2022 auf den 22.11.2022 in das kelten römer museum manching mit Hilfe schweren Brechwerkzeugs eingedrungen zu sein und den dort ausgestellten keltischen Goldschatz im Wert von 1.542.144 EUR sowie drei weitere Münzen entwendet zu haben.

Um unentdeckt zu bleiben, sabotierten die Angeschuldigten, so der Anklagevorwurf, vorab einen Netzknotenpunkt der Telekom in Manching, sodass zeitweise in über 13.000 Haushalten Internet und Telefonie ausfiel und 14 Mobilfunkstandorte zusammenbrachen.

In ihrer Anklage wirft die Staatsanwaltschaft Ingolstadt den Angeschuldigten eine Vielzahl weiterer schwerer Bandendiebstähle zwischen 2014 und 2022 vor, bei denen sie in unterschiedlicher Besetzung über Jahre hinweg in regelmäßigen Abständen in Verbrauchermärkte, Schnellrestaurants, Zulassungsstellen und Tankstellen einbrachen und dort Geldautomaten oder Tresore mit einem
Winkelschleifer auftrennten.

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt geht in ihrer Anklage von folgendem, vor Gericht noch zu beweisenden Sachverhalt aus:Nach den durchgeführten Ermittlungen begaben sich die Angeschuldigten in der Nacht des 22.11.2022 zum Verteilerhaus der Telekom in Manching, stiegen dort unbemerkt ein und durchtrennten ab 00:31 Uhr mit einer Astschere und einem Seitenschneider die Glasfaserkabel. Dies diente dem Zweck, die Alarmanlage des nahegelegenen Museums funktionslos zu stellen. Nachdem sie bis 01:26 Uhr abgewartet hatten, ob doch Alarm ausgelöst wurde, brachen zwei Angeschuldigte eine Seitentür des Museums mittels Brecheisen auf, während die anderen beiden Angeschuldigten die Tat außerhalb des Museums absicherten. Im Museum brachen sie innerhalb von 9 Minuten eine weitere Tür auf und schlugen bzw. hebelten die Vitrine des „Goldschatzes“ sowie eine weitere Vitrine brachial auf. Sie nahmen den Schatz, welcher aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammt, und drei weitere Münzen an sich.

Im Zuge der Ermittlungen konnten etwa 500 Gramm des 3,74 Kilogramm schweren Schatzes bei einem Angeschuldigten in zusammengeschmolzener Form sichergestellt werden. Der Rest ist weiterhin unauffindbar.

Die Anklage geht zudem davon aus, dass mindestens zwei der Angeschuldigten bereits am 05.10.2021 versucht hatten, in das Museum einzudringen und hierfür bereits einen Telekom-Verteilerkasten direkt vor dem Museum sabotiert hatten. Da dies damals nicht den gewünschten Ausfall der Alarmanlage zur Folge hatte, hatten die Angeschuldigten damals eine weitere Tatausführung abgebrochen.

Aufgrund der umfangreichen Ermittlungen des Bayerischen Landeskriminalamts – SOKO Oppidum – unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt fiel der Tatverdacht ab Februar 2023 auf die Angeschuldigten. Diese sind Teil einer aus Schwerin stammenden Gruppierung. Die Vorgehensweise dieser Gruppierung ist dabei ausweislich der Ermittlungen seit mittlerweile Jahrzehnten gleich: Nach dem Ergebnis der Ermittlungen sabotierten die Angeschuldigten vor dem
eigentlichen Einbruch Verteilerkästen oder sogar Verteilerhäuser der Telekom, um die Internet- und Telefonversorgung der gesamten Umgebung stillzulegen. Sie gingen hierbei geplant und mit hohem Fachwissen vor. Dadurch leiteten an den Einbruchsobjekten installierte Alarmanlagen einen Alarmfall nicht mehr weiter, so dass die Angeschuldigten am Objekt über Stunden hinweg ungestört agieren konnten. Vor Ort platzierten sie zudem einen Störsender, einen sogenannten Jammer, um eine eventuell noch vorhandene Funkverbindung ebenso zu stören. Dann verschafften sie sich gewaltsam Zutritt zum Objekt, zerstörten sämtliche Sicherheitselektronik und flexten dann – über Stunden hinweg – dort befindliche Tresore und Geldautomaten auf. Weitere Täter sicherten von außen die Tat ab und standen mit den Tätern im Objekt in – durch den Störsender nicht gestörten –
Funkkontakt.

Bei der Tat waren die Täter stets gleich ausgerüstet: So trugen sie dunkle Ganzkörperanzüge -sogenannte SWAT-Overalls- und schwarze Sturmhauben. Sie verwendeten bei den Taten – neben den Funkgeräten – Brecheisen, Handstörsender, Schraubendreher, Winkelschleifer, Atemschutzmasken wegen des Flex-Staubs, Ohrenschützer, schwere Arbeitsschuhe, Rucksäcke und in manchen Fällen weiteres Werkzeug wie Spreizer und Blechscheren.

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt wirft den Angeschuldigten in ihrer Anklage in wechselnder Besetzung schwere Bandendiebstähle mit der geschilderten Vorgehensweise in insgesamt 30 weiteren Fällen vor. Diese Diebstähle fanden in den Jahren 2014 bis 2022 statt. Aufgrund der sehr professionellen Vorgehensweise, welche kaum nachverfolgbare Spuren zurückließ und des Umstands, dass die Angeschuldigten ihre Taten über das ganze Bundesgebiet und bis nach Österreich streuten, konnte die Gruppierung über diesen langen Zeitraum weitgehend ungestört agieren.

Die Anklage stützt sich auf DNA-Spuren, daktyloskopische Spuren, Werkzeugspuren, Erkenntnisse aus der Telefonüberwachung und aus der Mobiltelefonauswertung, intensive Finanzermittlungen, weitere bei den Durchsuchungen aufgefundene Beweismittel sowie Angaben von Zeugen.

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt beantragt mit der Anklage zusätzlich beim Haupttäter eine Einziehung von Wertersatz in Höhe von 2.174.367,93 EUR für das Erlangte aus den Taten. Darin einberechnet ist auch der bis heute nicht mehr auffindbaren Teil des historisch bedeutsamen Goldschatzes. Bei den übrigen Angeschuldigten wurde die Einziehung vergleichbar hoher Summen beantragt.

Zudem wurden im Rahmen der Durchsuchungen im Juli 2023 bei den Angeschuldigten unzähliges Tatwerkzeug wie Störsender, Funkgeräte, Brecheisen, Winkelschleifer, Trennscheiben, Ganzkörperanzüge, Sturmhauben und auch größere Summen Bargeld sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt beantragt mit der Anklage zusätzlich die Einziehung derselben als Tatmittel. Es handelt sich insgesamt weit über 500 Gegenstände.

Neben den angeklagten Bandentaten liegt einem der Angeschuldigten zudem Sozialleistungsbetrug zur Last, indem er ab Juli 2022 bis zu seiner Festnahme im Juli 2023 erst Arbeitslosengeld und dann Bürgergeld bezog, ohne offenzulegen, dass er in Wahrheit unangemeldet auf dem Bau arbeitete, Schadenspunkt: weitere 11.480,91 EUR.

Ein weiterer Angeschuldigter war zum Zeitpunkt der Durchsuchung im Besitz einer voll funktionsfähigen halbautomatischen Kurzwaffe mit Munition. Auch diesbezüglich beantragt die Staatsanwaltschaft Ingolstadt die Einziehung. Die vier Angeschuldigten befinden sich seit dem 18. Juli 2023 in Untersuchungshaft. Sie äußerten sich bislang nicht zum Tatvorwurf.

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat am 21. August 2024 Anklage zum Landgericht Ingolstadt erhoben. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Terminierung der Hauptverhandlung wird die zuständige Strafkammer des Landgerichts Ingolstadt entscheiden.

Quelle: Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt.

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