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CSU-Neujahrsempfang: Holetschek kritisiert Aiwanger

Von ThomasThöne

Eine faustdicke Überraschung gab es beim Neujahrsempfang der Ingolstädter CSU im Stadttheater für die zahlreich anwesenden Vertreter der Stadtratsfraktion der Freien Wähler (FW). Der Hauptredner des Abends, Klaus Holetschek, Fraktionsvorsitzender der CSU-Landtagsfraktion, übte deutliche Kritik am bayerischen Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (FW). Er würde sich wünschen, so Holetschek, Aiwanger würde die Themen Industrialisierung und Wirtschaft mehr im Blick haben, anstatt bei Demonstrationen von Landwirten aufzutreten, ließ der Chef der CSU-Landtagsfraktion die Anwesenden wissen.

Im Fokus von Holetscheks Rede stand die Regierungskoalition im Bund von SPD, Grünen und FDP. Erwartungsgemäß ließ der Redner kein gutes Haar an deren Tätigkeit. Dabei streifte er aktuelle politische Themen wie Bundeshaushalt, Heizungsgesetz, Bürgergeld, Migration, Landwirte-Demos, Krankenhausreform und Digitalisierung. Auch einige Sprüche, um die CSU-Anhänger für sich einzunehmen, hatte der CSU-Fraktionsvorsitzende im Gepäck. Bundeskanzler Scholz und die Minister Lindner und Habeck bezeichnete er als „Murks-Brothers“, zum Thema Leitkultur meinte der profilierte Redner, wer die Werte dieses Landes nicht leben will, muss dieses auch wieder verlassen. Auch die sogenannten Klimakleber fehlten in der Rede nicht; diese hätten im Gegensatz zu den Landwirten noch nie etwas geleistet.

Mit seinen Ausführungen dürfte Holetschek insbesondere den rechten Rand in der CSU und deren Wählerschaft im Auge gehabt haben. Bei einer Ausführung dürften allerdings auch die Anwesenden der Freien Wähler und der örtliche DGB-Organisationssekretär dem Redner zugestimmt haben, als dieser sagte, die Probleme der Menschen zu lösen, sei das beste Mittel gegen radikale politische Kräfte.

Angesichts der Tatsache, dass die CSU derzeit den Oberbürgermeister in Ingolstadt nicht stellt, war deren Neujahrsempfang hervorragend besucht. In der Zuhörerschaft dürfte kaum jemand dabei gewesen sein, der aus opportunistischen Gründen anwesend war.

Veranstaltungssplitter:

  • Der Ingolstädter CSU-Kreisvorsitzende Stefan Huber verzichtete in seiner Begrüßung auf eine persönliche Namensnennung. Dies verkürzte die Veranstaltung erheblich. Bei der Mehrheit seiner Gäste dürfte dies gut angekommen sein.
  • Ein führendes Mitglied der Ingolstädter CSU setzte die Situation, in der Bauern den Vizekanzler Robert Habeck nach dessen Urlaub vom Verlassen einer Fähre hinderten, gleich mit den Protesten gegen den Braunkohleabbau in Lützerath. Damals habe man von den GRÜNEN ja auch keine kritischen Stimmen dazu gehört. Die Gesprächspartner des örtlichen CSU-Funktionärs, ein Stadtrat, deren Partei in der Regierungskoalition ist, und ein ehemaliger Landtagskandidat, der nicht der CSU angehört, widersprachen nicht.
  • Die Anwesenden einer Hilfsorganisation, die in Dienstkleidung den Sanitätsdienst bei dem Neujahrsempfang stellte, waren derart begeistert von Holetscheks Ausführungen, dass sie nicht nur frenetisch klatschten, sondern die Ausführungen auch immer wieder mit deutlich wahrnehmbaren Bemerkungen unterstützten.
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