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So ein narrischer Tag

Griaß eich, i bins, Schoasch, der Rathauspförtner,

jetzt werds Zeit dass ich mich mal wieder rühr bei euch. Hochdeutsch schreiben kann ich allwei no net, aber ich bemüh mich schon.

Letzten Freitag war a narrischer Tag. Da hab ich zum obersten Chef müssen. Also nicht direkt zu erm, aber in sein Vorzimmer. Da waren ein Haufen Kartons gestanden. Die musst ich zur Lokalredaktion unserer Heimatzeitung fahren. Für jeden Lokalredakteur a riesen Pakerl, auch für die Volontärin. Ich darf auf keinen Fall reinschauen hams mir gesagt. Auf Tisch habe ich aber einen Brief a wenig lesen können. Da hat der Ober geschrieben, dass er sich bedankt für die ganzjährig sehr wohlwollende Berichterstattung, die sich wohltuend von dem Schmarrn auf Facebook unterscheidet und dass er sicher ist, dass das Wohlwollen der werten Herren der geschätzten Lokalredaktion im neuen Jahr noch steigern lässt. Dann hat der Chef sich noch bedankt, dass die in Interviews nicht kritisch nachgefragt haben.

I hab dann a extra großes Auto von den Kommunalbetrieben geholt, um die ganzen Kartons, zur Lokalzeitung zu bringen. Die haben mich dort gar net zur Kenntnis genommen. Der Chef von dene, ein ruhiger introvertierter Mann, eine Volontärin und ein kulturbeflissener Redakteur haben über Satire geredet. Dabei gestanden ist a ehemaliger Redakteur, ein wirklicher Meister der Satire. Der hat aber nur zugehört. Namen darf ich wegen des Datenschutzes in Ingolstadt nicht nennen.

Der Redakteur Christian S. beschwerte sich, dass die Leser Satire nicht verstehen. Worauf die Volontärin Lena K. meinte, sie tat gern mal wieder a Satire über die Feierwehr schreiben, weil da tat sie sich als Gruppenführerin auskennen. Ihr Chef, Michael H., hat da gleich an Hustenanfall bekommen und hat nur noch rausgebracht, dass des keine gute Idee war, ihm taten noch die vielen Zuschriften der Feuerwehr von der letzten Satire reichen. Christian S. meinte dann, dass man daran doch sehe, dass die Leser Satire einfach nicht verstehen taten. Diese müsse man unbedingt erklären meinte S., welcher der Schul-, Kultur- und Kommunalpolitikspezialist in der Redaktion ist.  

Des ging dann a ganze Zeit so hin und her. Plötzlich ging der ehemalige Redakteur Raimund H. kopfschüttelnd. Ich hörte noch, wie er vor sich hinsagte, dass Satire, über die nur der Autor schmunzeln kann, wohl keine Satire sei. Dann sagte er noch, weniger ist manchmal mehr.

Ich bin dann auch gegangen, weil die mich net gesehen haben, vor lauter Diskussion über Satire. Meine vielen Packerl hab ich einfach stehen lassen. Als ich dann fast wieder im Rathaus war, ist die Feuerwehr, die Polizei und die Sanis mit Blaulicht zur Lokalredaktion gefahren. Gefährliche Kartons hams da gefunden, hat mir später einer erzählt, der dabei war. Es waren aber keine, hams nach dem Öffnen festgestellt, sondern nur Geschenke vom Ober. Jetzt wissen alle, die dahin gefahren sand, was drin war in dene Pakerl. Ich sag aber nix, ihr wisst ja: Datenschutz in Ingolstadt!

So, für heut hab ich genug geschrieben. Des mit dem geschwollen Hochdeutsch schreiben, des hat ja wieder nicht geklappt. War eh klar. So jetzt fahr i heim. Vielleicht hab ich ja auch a Pakerl kriegt, vom Ober, für gute Arbeitsleistung in dem Jahr.

Also Pfiat eich, sagt der Schoasch

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