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Lokaljournalisten versus regionale Nachrichtenblogs

Von Thomas Thöne

Die Medienlandschaft befindet sich in einem stetigen Wandel. Das Internet hat eine enorme Vielfalt ermöglicht, welche für auch für Leserinnen und Leser nutzbar ist.

Traditionell sehen sich Journalisten als Hüter der Presseethik und objektiver Berichterstattung. Diese Standards sind unerlässlich für eine zuverlässige Informationsquelle. Allerdings bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass regionale Nachrichtenblogs automatisch eine geringere Qualität in Recherche und Arbeitsweise aufweisen. Im Gegenteil, viele Blogs punkten mit einer persönlichen Perspektive und der Fähigkeit, Nischeninteressen zu bedienen.

Ein häufiges Argument von Journalisten gegen regionale Nachrichtenblogs ist deren vermeintliche Anfälligkeit für Fehlinformationen. Doch auch etablierte Lokalredaktionen sind nicht immun gegen Fehler, wie ungenaue Berichterstattungen in der Vergangenheit gezeigt haben. Die Glaubwürdigkeit sollte daher nicht pauschal anhand der Zugehörigkeit zu einem Medium beurteilt werden, sondern anhand der Qualität der Recherche und der Sorgfalt bei der Berichterstattung. Bei einer Veröffentlichung hat nicht unbedingt die veröffentlichte Meinung einer Lokalzeitung recht, da auch diese instrumentalisiert werden kann.

Die Vielfalt von Perspektiven, sowohl aus Tageszeitungen als auch regionalen Nachrichtenblogs, trägt zur Demokratisierung der Medien bei und ermöglicht eine breitere Palette von Stimmen. Dies ist besonders in Großstädten relevant, in denen nur eine einzelne Tageszeitung den lokalen Medienmarkt dominiert. Nachrichtenblogs können schon aufgrund ihrer Personalausstattung nicht mit Tageszeitungen oder deren Onlineportalen konkurrieren. Eine zweite Tageszeitung, auch in Ingolstadt, wäre für jede Großstadt eine wünschenswerte Ergänzung.

Die Monopolstellung einer Lokalzeitung birgt die Gefahr einer einseitigen Meinungsbildung und einer Verengung des öffentlichen Diskurses. Die einzige Lokalzeitung bestimmt maßgeblich, welche Themen in der Stadt diskutiert werden. Durch die Auswahl der Berichterstattungsthemen und die Art der Darstellung kann die Zeitung die öffentliche Wahrnehmung beeinflussen und die Meinungsbildung lenken. Dies hat eine besondere Bedeutung im Hinblick auf die Kommunalpolitik einer Stadt, ebenso auf Politikerinnen und Politiker, aber auch bei Bürgerbegehren. Es geht ferner nicht nur darum, was und wie berichtet wird, sondern auch darum, über welche Geschehnisse nicht berichtet wird. Die Verantwortung der einzigen Lokalzeitung in einer Großstadt ist besonders groß. Sie muss sich bewusst sein, welche Macht sie durch ihre Monopolstellung hat.

Zurück zu Journalisten und Nachrichtenblogs. Journalisten sollten sich nicht als automatisch überlegen betrachten, sondern als eine von vielen Quellen, die zusammen eine vielschichtige und informierte Medienlandschaft schaffen. Unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen in Veröffentlichungen von Medien sind ein demokratischer Prozess., solange es sich nicht um Fake News handelt.

In einer Zeit, in der die Informationsquelle nicht mehr alleine die Lokalzeitung ist, sollten sich auch Redakteure, die sich selbst als „Profijournalisten“ bezeichnen, von veralteten Vorstellungen befreien und die unterschiedlichen Beiträge in der Medienlandschaft schätzen. Journalisten und regionale Nachrichtenblogs können beide wertvolle Beiträge leisten, und es liegt an der Leserschaft, deren Arbeit auf der Grundlage von Qualität, Recherche und Integrität zu beurteilen.

Die Gesellschaft muss alle Medien und Berichterstattungen kritisch hinterfragen. Eine aktive Medienkompetenz und der Austausch mit unterschiedlichen Perspektiven sind unerlässlich, um sich ein eigenes Bild zu machen.

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