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„Uniklinik widerspricht Speichenmodell im Gutachten“

Teil 3 des Interviews

Um die Fusion der Klinken der Region 10 ist es derzeit sehr ruhig. Die beratenden Rechtsanwälte und Steuerberater sind derzeit am Werk, ist aus der Ingolstädter Kommunalpolitik zu hören.

Der Nachrichtenkanal O-T(h)öne führte ein Gespräch mit Arina Wolf, vor Ort zuständige Gewerkschaftssekretärin von ver.di für das Gesundheitswesen. Lesen Sie hier den dritten Teil des Gespräches.

OT: Wenn Sie jetzt das anschauen, was von Gutachten Ihnen bekannt ist, sehen Sie Risiken für Patienten?

Wolf: Also theoretisch ist das gut und davon können alle profitieren. Ich mache mir Sorgen als Bürgerin, die in Altmannstein lebt. Gerade da sind viele Menschen besorgt, was mit der Klinik Kösching passiert, weil das die erste Anlaufstelle ist. Wie schon ausgeführt, wenn wir das Thema Personal nicht im Vordergrund behandeln, werden wir durch fehlendes Personal Betten nicht öffnen können. Und dadurch wird natürlich auch die medizinische Versorgung bei den Patienten eingeschränkt sein. Ferner, so wie ich Gesundheitsminister Lauterbach verstanden habe, soll in der Krankenhausreform eine verstärkte Ambulantisierung stattfinden. Darauf ist unsere Region einfach noch nicht vorbereitet. Schon jetzt fehlen hausärztliche Stellen und Pflegekräfte, die die ambulante Versorgung, auch zu Hause, sicherstellen können. Das heißt, es ist dringend notwendig, von vornherein die Frage der Ambulantisierung genauso im Fokus zu haben wie die Frage des Personals. Ich habe noch nirgendwo gehört, dass das zwei Punkte sind, die im Gutachten ausführlich beschrieben worden sind.

OT: Gibt es denn Risiken fürs Personal in der Fusionierung?

Wolf: Ja, natürlich, wir haben ja das schon thematisierte Outsourcing, also Bereiche, bei denen Einsparungspotenziale in den tertiären Bereichen gesehen werden. Klassische gewerkschaftliche Erfahrungen sind, wenn man von Einsparungen in tertiären Bereichen spricht, spricht man von Outsourcing der Dienstleistungen. Das heißt, dass wieder GmbHs gegründet werden und die Mitarbeiter, die jetzt beschäftigt sind, in anderen Tarifverträgen, die schlechtere Bedingungen für die Beschäftigten vorsehen, beschäftigt werden. Also die nicht die gleiche Entlohnung, sondern eine schlechtere Entlohnung bieten als der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes.

OT: Das ist Ihre Sorge bei der Fusion der Kliniken in der Region?

Wolf: Ganz genau, weil ich kenne keinen outgesourcten Teil einer Klinik, der denselben Tarifvertrag anwendet wie das Mutterhaus. Zu welchem Zweck wird outgesourct, wenn nicht Einsparungen bei den Löhnen vorgesehen sind.

OT: Es wurde vor rund 20 Jahren das erste Mal in den Gremien des Ingolstädter Klinikums thematisiert, dass man gerne Universitätsklinik wäre. Der damalige Geschäftsführer, Herr Fastenmeier, war deswegen mehrfach im Gesundheitsministerium. Das Thema wurde im Krankenhauszweckverbandsausschuss und in der Krankenhauszweckverbandsversammlung diskutiert. Damals war dies für die Öffentlichkeit alles sehr transparent zu verfolgen. Das Ergebnis war, dass eine Universitätsklinik nicht genehmigt wurde. Früher hatten wir einen Ministerpräsidenten, der aus Ingolstadt kam, ebenso eine Leiterin der Bayerischen Staatskanzlei, die auch Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen war, mehrere Landtagsabgeordnete der CSU und der SPD aus der Region, und es ist nicht gelungen, eine Universitätsklinik nach Ingolstadt zu bekommen. Jetzt bringt man das Thema wieder auf, möglicherweise auch, um sich politisch zu profilieren. Für wie realistisch halten Sie einen Erfolg der jetzigen Bemühungen und würde eine Uniklinik in Ingolstadt nicht dem im Gutachten vorgesehenen Speichenmodell widersprechen?

Wolf: Also im Grunde geht es nach meiner Einschätzung immer darum, wo kann ich noch Geldquellen anzapfen. Natürlich bietet dadurch die Umwandlung zu einer Uniklinik viel mehr Möglichkeiten, Geld zu akquirieren, da dann der Freistaat Bayern die Klinik finanziert. Der Nachteil ist, dass die Kommunen dann keinen Einfluss mehr auf die Klinik haben und somit nichts mehr bestimmen. Eine Umwandlung in eine Uniklinik hätte auch Auswirkungen auf das Tarifgefüge. Für Universitätskliniken gilt der Tarifvertrag der Länder und der hat schon gewisse Unterschiede zum derzeit gültigen Tarifvertrag.

OT: Sind die Unterschiede positiv oder negativ?

Wolf: Der Ländertarifvertrag ist immer der kleine Bruder des Tarifvertrags, der aktuell am Klinikum Ingolstadt gültig ist. Da gibt es schon Unterschiede auch in der Bezahlung. Der jeweils angewendete Tarifvertrag wird aus meiner Sicht auch ein Faktor sein, welchen Arbeitgeber sich unsere Kolleginnen und Kollegen aus unseren Kliniken aussuchen werden.

OT: Nochmals zurück zur letzten Frage: Widerspricht eine Uniklinik in Ingolstadt dem im Gutachten vorgesehenen Speichenmodell im Verbund mit den beteiligten Kliniken der Region?

Wolf: Das sehe ich so, da natürlich eine Universitätsklinik alle medizinischen Leistungen erbringen muss.

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