Anzeige

Ein politisch ungeschickter OB Scharpf

Seit vergangenem Donnerstag ist der breiten Öffentlichkeit nun auch bekannt, dass der Ingolstädter Oberbürgermeister, Christian Scharpf (SPD), möglicherweise nächster Wirtschaftsreferent in der Landeshauptstadt München werden könnte, zumindest wenn es nach Spekulationen zweier großer Münchner Zeitungen geht.

Diese Kaffeesatzleserei, mehr ist es derzeit nicht, hat die politische Landschaft in Ingolstadt in Bewegung versetzt. Das Gerücht, dass Scharpf auf der Suche nach einem Posten in München ist, kursiert schon seit Monaten in Ingolstadt.

Die Dynamik, die das Thema jetzt bekommen hat, hat sich Scharpf selbst zuzuschreiben. Er weigerte sich bisher auf Nachfragen, ob er für eine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister zur Verfügung steht, eine Antwort zu geben. Die örtliche Tageszeitung, namens DONAUKURIER, fragte den Ingolstädter Oberbürgermeister im September des letzten Jahres, warum er der Diskussion um eine zweite Amtszeit nicht den Wind aus den Segeln nehme, in dem er sich positioniert. Darauf antwortete Scharpf, laut Veröffentlichung: „Das will ich doch überhaupt nicht! Sollen die doch spekulieren“. Weiter führte dieser aus: „Ich mach’ das ja nicht einfach so. Ich denk’ mir schon was dabei“. Was sich Scharpf zu dem Zeitpunkt dabei dachte, hinterfragten die Interviewer allerdings nicht.

Ob Scharpfs Handeln tatsächlich auf einer durchdachten Strategie basierte, bleibt das Geheimnis des Ingolstädter Oberbürgermeisters. Scharpf hätte das Thema seit Beginn seiner Amtszeit schnell aus der Welt schaffen können, indem er auf die Frage nach einer zweiten Amtszeit frühzeitig geantwortet hätte, dass er diese Entscheidung erst im Juli 2025 treffen könne. Zu diesem Zeitpunkt wisse er erst, wie fit er dann sei und wie sich die familiäre Situation mit vier Kindern entwickelt habe. Eine solche Antwort wäre plausibel gewesen und hätte das Thema wahrscheinlich bis Juli 2025 auf Eis gelegt, wären nicht die aktuellen Spekulationen in den Münchener Zeitungen aufgetaucht.

Wenn man sich die aktuelle Diskussion in politischen Kreisen, in der interessierten politischen Bevölkerung und in sozialen Netzwerken anhört und anschaut, kann die Bilanz gezogen werden, Scharpf hat sich mit seiner, wie immer gearteten Strategie, verspekuliert. Er ist jetzt in die Defensive geraten und derzeit politisch Getriebener. Scharpf geht beschädigt aus der Situation heraus, egal ob er nach München geht oder als Oberbürgermeister vor Ort tätig bleibt. Seiner Ingolstädter SPD hat Scharpf damit keinen Gefallen getan, auch diese nimmt Schaden. Möglicherweise ist es mit der Geschlossenheit bei den Sozis jetzt auch vorbei. Darauf könnte eine Aussage aus der SPD-Stadtratsfraktion hinweisen. Scharpf sei beratungsresistent und bestehe auf seiner Meinung, verlautbarte aus dieser.  

Wer bereit ist, sich außerhalb der verschiedenen Ingolstädter politischen Blasen zu bewegen und die Redaktionsstube verlässt, wird feststellen, dass das Thema einer erneuten Kandidatur von Scharpf, oder ein Wechsel im Amt des Oberbürgermeisters im Februar 2025, viele Ingolstädterinnen und Ingolstädter nur am Rande interessiert.

Ob beim Einkaufen, beim Spazierengehen, beim Kaffee im Lokal oder dem Eis in der Eisdiele, waren die Reaktionen ziemlich gleich, die zu hören waren. Von „ja mei, dann macht es halt ein anderer“, über „der stiehlt sich aus der Verantwortung bei der schlechten Klassenlage der Stadt“, über „so san`s die Sozis“, bis hin „der hat doch recht, dass er sich um die Familie kümmert“, war alles an Kommentaren dabei. Dies sehr unaufgeregt. Damit war das Thema allerdings auch abgeschlossen. Die Menschen haben andere Sorgen und Probleme.

Anders sieht das in der Ingolstädter Kommunalpolitik, in den politisch interessierten Kreisen oder auch medial aus. Dies spiegelt allerdings nicht die Realität zu dem Thema in der Stadtgesellschaft wider.

Wenn Scharpf tatsächlich etwas an dieser Ingolstädter SPD liegt, sollte er der Öffentlichkeit baldmöglichst reinen Wein einschenken, sonst könnten seine Parteifreunde die Rechnung für sein Taktieren bei der nächsten Kommunalwahl 2026 erhalten.

Den anderen politischen Parteien in Ingolstadt sei Gelassenheit angeraten, insbesondere der örtlichen CSU. Der Abgang von Scharpf im Februar nächsten Jahres, würde diese Partei zur Unzeit treffen. Dies wegen der verschiedenen Strömungen in der Partei, einer politisch schwachen CSU-Stadtratsfraktion und den Vorgängen rund um den CSU-Ball im Jahr 2023. Bei letzterem gilt allerdings so lange die Unschuldsvermutung, bis tatsächlich etwas bewiesen ist. Möglicherweise fliegt der CSU-Ball denen noch um die Ohren, die das Thema aus den internen CSU-Kreisen in die Öffentlichkeit befördert haben.

Sollte Scharpf wirklich nach München abwandern, wäre dies die Chance für die Ingolstädter CSU, die notwendige Geschlossenheit zu zeigen und sich hinter einer OB-Kandidatin oder einem OB- Kandidaten, wer immer das auch sein mag, zu versammeln, um an einem Strang in dieselbe Richtung zu ziehen. Dabei sollte sich die Partei auch von einem örtlichen Medienkommentar nicht beirren lassen, der sogar darin gipfeltet, dass von „CSU-Trollen im Internet“, geschrieben wurde. Ein solcher Kommentar scheint doch sehr rot-grün angehaucht zu sein.

Sie möchte zu dieser Veröffentlichung mit dem Nachrichtenportal O-T(h)öne in Kontakt treten?

Wir freuen uns über Ihre Email.

Diesen Beitrag teilen
Anzeige