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Will die FW das Theater in eine „Provinz-Bühne“ verwandeln?

Der Vorsitzende der Ingolstädter Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER, Hans Stachel, forderte jüngst in einer Pressemitteilung, die bei O-T(h)öne unter der Überschrift „Theater Ingolstadt: Kein „Weiter so“ veröffentlicht wurde, „das Theater müsse die Realität des städtischen Haushaltsdrucks akzeptieren und Verantwortung übernehmen“. Der Inhalt der Pressemitteilung führte zu heftigen Diskussionen in der Ingolstädter Kulturlandschaft und bei Kulturinteressierten, die in der Ingolstädter Kommunalpolitik und Medienlandschaft eine große Lobby haben.

Das Nachrichtenportal O-T(h)öne bat den FW-Fraktionsvorsitzenden schriftlich um Beantwortung von Fragen zur Kritik von Kunstinteressierten an seiner Person, zu Vorstellungen zur Zukunft des Theaters, den Wert des Stadttheaters, dem Theater als „Provinz-Bühne“ und zu dessen Interesse und Verständnis für künstlerische und kulturelle Belange.

Dritter und letzter Teil des Interviews

(Den ersten Teil finden Sie hier, während der zweite hier verfügbar ist)

Kulturelle Wertschätzung und Investitionen

Ein Leserbriefschreiber argumentiert, dass die Investitionen in das neue Kongresszentrum kritisch hinterfragt werden sollten, bevor an der Kultur gespart wird. Wie stehen Sie zu dieser Argumentation?

Hans Stachel:: Wir beklagen als Stadt Ingolstadt sehr häufig, dass wir als Wirtschaftsstandort sehr eindimensional aufgestellt sind. Gerade jetzt wird das wieder deutlich – wenn Audi und VW husten, haben wir die Grippe. Eine unserer wichtigsten Aufgaben in der Stadt Ingolstadt ist es, dafür zu sorgen, dass durch Wirtschaftsförderung, Hochschulförderung, Mittelstandsförderung, Industrieförderung und Standortmarketing die Aufmerksamkeit und Attraktivität gesteigert und bekannt gemacht wird.

Wenn wir auch nur einen kleinen Teil der Kulturförderung in die Wirtschafts- und Standortpolitik umverteilen würden, bestünde die Chance, auch in Zukunft eine Arbeitsplatz- und Finanzbasis für die dauerhafte Sicherung des Kulturangebotes zu erwirtschaften. Wenn wir es anders machen und Wirtschaftsförderung zugunsten von Kulturförderung einsparen, ist uns das Ende bereits vorgezeichnet und zwar zuerst wirtschaftlich und dann in der Kultur, denn ohne Geld ist in der Kultur leider auch nicht so viel los, wenngleich sehr viel Kulturangebot von Ehrenamtlichen und in unserer Stadt und Region verwurzelten Künstlerinnen und Künstlern in unterschiedlichen Kunstbereichen geleistet wird. Sehr häufig mit minimalem Budget, ohne dass sie Millionen jedes Jahr verschlingen. Auch über diese Verteilung im Kulturbereich ist grundsätzlich mal nachzudenken.

Ein Leser äußerte die Sorge, dass Sie das Theater in eine „Provinz-Bühne“ verwandeln könnten. Was möchten Sie diesem Vorwurf entgegensetzen?

Hans Stachel: Ich mache das sicher nicht. Das würde ich auch nicht machen, selbst wenn ich es könnte. Das Gegenteil ist der Fall. Durch rechtzeitige und effektive Sparmaßnahmen das zu bewahren und zu stabilisieren, was als Basis für das Kulturangebot im Theaterbereich von einer Großstadt zu erwarten ist. Darin sehe ich unsere Aufgabe. Dazu gibt es nicht nur den bisherigen Weg, Veränderungen sind dabei nicht auszuschließen, sondern nötig.

Lösungsvorschläge und Zusammenarbeit

Warum, so die Kritik, suchen Sie nicht aktiv den Dialog mit den Theaterverantwortlichen, um gemeinsam Lösungen zu finden? Gibt es Pläne, dies in Zukunft zu ändern?

Hans Stachel: In der Vergangenheit gab es, auch zu Zeiten von Knut Weber, Treffen unserer Fraktion mit den Verantwortlichen des Theaters – das ist allerdings zugegebenermaßen einige Zeit her- denn die Kammerspieldiskussion hat keine wirkliche Basis für gute Gespräche geboten. Aber für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, diesen Dialog zu suchen und zu führen. Das Jahr 2025 ist noch jung und ich werde nach Rücksprache mit der Fraktion gerne eine Einladung an den Theaterintendanten aussprechen – auch um sich besser kennen und verstehen zu lernen.

Welche Rolle sollte Ihrer Meinung nach das Theater in der Attraktivitätssteigerung der Stadt Ingolstadt spielen, insbesondere im Vergleich zu anderen kulturellen und wirtschaftlichen Investitionen?

Hans Stachel: Ich denke die Antworten auf diese Frage habe ich bereits in den vorherigen Antworten vorweggenommen. Um es nochmal auf den Punkt zu bringen:
Theater ist eine wichtige Speiche im Rad der Stadt Ingolstadt – auch was die Attraktivität anbelangt – aber eben nur eine Speiche neben vielen anderen wie zum Beispiel Wohnraumangebot, Gesundheitsversorgung, ÖPNV, soziale Sicherheit, Bildung, Schulen, Kita´s, Pflegeangebote, Arbeitsplatzsicherheit, zukunftsfähige Arbeitslätze, Angebote für Sport und Freizeit, Energieversorgung, Hochschulangebot, Standortattraktivität, Fachkräftebindung in der Stadt, breit angelegte Kultur- und Tourismusangebote und vieles mehr.

Ich hoffe auf einen OB-Wahlkampf 2025, bei dem von den Bürgerinnen und Bürgern wie beim Bürgerentscheid zu den Kammerspielen erkannt wird, dass die Zukunft der Stadt nicht durch das weitere Verteilen von Wohltaten belastet werden darf. Nur durch entschlossenes, realistisches und notwendiges Handeln kann unsere Stadt wieder auf einen zukunftsfähigen Kurs gebracht werden.

Quelle: Eigene Berichterstattung.

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