Anzeige

Ziel: Krankenhausfusionen in der Region

Von Thomas Thöne

Ein zu erwartendes Defizit der Landkreiskrankenhäuser von Eichstätt, Pfaffenhofen, Schrobenhausen, Mainburg und dem Klinikum Ingolstadt von etwa 75 Millionen Euro zwingt die politischen Spitzen der Landkreise und der Stadt Ingolstadt zum Handeln. Der Pfaffenhofener Landrat, Albert Gürtner, (Anmerkung: In der ursprünglichen Artikel wurde dieses Zitat dem Kehlheimer Landrat Martin Neumeyer zugeordnet. Ich bitte den Fehler zu entschuldigen.) fasste die Situation heute in einer Pressekonferenz in einem prägnanten Satz zusammen: „So können wir nicht weiterwurschteln.“ In die gleiche Richtung gingen auch die Wortmeldungen der Landkreischefs und des Ingolstädter Oberbürgermeisters, Christian Scharpf. Oberbürgermeister und Landkreischefs sitzen bildlich gesprochen im selben Boot und sind zum Erfolg verdammt.

Die Lösung der Finanzprobleme der Kliniken zeigt ein Gutachten von der Firma PricewaterhouseCoopers GmbH auf. Diese besteht aus einer Fusion der Landkreiskliniken mit dem Klinikum Ingolstadt sowie einer Umstrukturierung der vor Ort angebotenen medizinischen Leistungen.

Allerdings wurde in der heutigen Pressekonferenz zum Gutachten, auch auf mehrfache Nachfrage, nicht mitgeteilt, welche medizinischen Leistungen, in welchen der betroffenen Einrichtungen, künftig nicht mehr angeboten werden. Wie aus Kreisen der Politik nach der Pressekonferenz zu erfahren war, müssen alle Häuser „Federn lassen“. Dies wurde in einer Informationsveranstaltung am Nachmittag für Kommunalpolitiker und weitere geladene Gäste deutlich gemacht. Zu dieser Veranstaltung hatten die Medien keinen Zutritt. Somit kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht darüber berichtet werden, welche medizinischen Leistungen in den einzelnen Kliniken nicht mehr angeboten werden. Durch die Nichtöffentlichkeit bleibt der Bürgerschaft auch verborgen, wie Stadt- und Kreisräte auf die Vorstellung des Gutachtens reagiert haben, ob etwaige Nachfragen gestellt wurden.

Die nötigen Grundsatzbeschlüsse zur Umsetzung des Gutachtens sollen noch in diesem Monat in den zuständigen politischen Gremien gefasst werden. Bis zum kommenden Jahr sollen die notwendigen Voraussetzungen für eine Umsetzung des Gutachtens geschaffen werden. Noch vor der Kommunalwahl im Jahr 2026 soll die Fusion starten. Die Umsetzungsphase würde eine längere Übergangsphase benötigen.

Neben einer Fusion aller Häuser und Einrichtungen wären auch Kooperationen denkbar, die aber nie den Erfolg bringen würden wie ein Zusammenschluss. Eine Fusion müsste vom Bundeskartellamt genehmigt werden, auch das bayerische Gesundheitsministerium hätte noch ein deutliches Wort mitzureden.

Die Defizite werden erst einmal weitergehen, auch wenn Beschlüsse zu einer Fusion zeitnah gefasst werden. Eine Zeitschiene, ab wann alle Einrichtungen unter einem gemeinsamen Dach eine schwarze Null schreiben würden, wurde auch auf Nachfrage nicht genannt.

Zur Umsetzung des Gutachtens in Gänze sind durch die Beteiligten weitere Investitionen zu tätigen. Zahlen dazu wurden gegenüber der Presse nicht vorgestellt. Wie aus Kreisen der Politik zu erfahren war, sollen sich diese zwischen 53 und 117 Millionen Euro bewegen.

Zur Frage der künftigen Rechtsform nach der Fusion gab es keine Informationen. Ebenso wenig dazu, ob die jetzigen und künftigen Beschäftigten nach einem Zusammenschluss beim neuen Anstellungsträger weiter nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVÖD) bezahlt werden. Eine für betroffene Mitarbeitende wohl bedeutungsvolle Frage. Das Gutachten selbst wurde nicht zugänglich gemacht.

Besonders betroffen von der Umstrukturierung ist das Krankenhaus Mainburg, in dem nur noch 40 Plätze für eine kurzstationäre Behandlung und ein Medizinisches Versorgungszentrum. Ebenso trifft die Umstrukturierung die Klinik in Kösching hart. Hier soll es in der Endphase der Fusion noch 40 Kurzstationäre Betten für elektive Behandlungen und weitere interdisziplinäre Angebote geben. Die Notaufnahme in Kösching soll so lange erhalten bleiben, wie dies personell sichergestellt werden kann; gleiches gilt für die Geburtshilfe an dem Standort. An beiden Standorten soll eine kassenärztliche Notfallpraxis betrieben werden.

In Pfaffenhofen bleibt das Krankenhaus in der Notfallversorgungsstufe 1 über 24 Stunden bestehen, mit 268 Betten (27 Intensiv/Intermediate Care-Betten). Der Standort soll gestärkt und ausgebaut werden, mit zusätzlicher OP-Kapazität und weiteren Überwachungseinheiten für Patienten. Ein Medizinisches Versorgungszentrum und eine Kassenärztliche Notfallpraxis sind vorgesehen.

Schrobenhausen behält das Krankenhaus mit 119 Betten (27 Intensiv/Intermediate Care-Betten) in der Notfallversorgungsstufe 1 über 24 Stunden. Ein Medizinisches Versorgungszentrum und eine Kassenärztliche Notfallpraxis sind vorgesehen.

Das Krankenhaus Eichstätt wird mit 194 Betten in der Notfallversorgungsstufe 1 über 24 Stunden geführt. Ein Medizinisches Versorgungszentrum und eine Kassenärztliche Notfallpraxis sind vorgesehen.

Das Klinikum Ingolstadt betreibt die zentrale Notaufnahme in der Versorgungsstufe 2 über 24 Stunden. Das Haus wird sich auf die komplexen Fälle konzentrieren. Dabei ist das Klinikum essenziell auf Zuweisungen angewiesen, auch um die vom Gesetzgeber vorgegebenen sogenannten Mindestmengen zu erfüllen. Ohne das Erreichen vorgegebener Fallzahlen können Leistungsbereiche mit hohen Kosten sowie medizinischer Infrastruktur im Klinikum nicht weiterentwickelt oder aufrechterhalten bleiben. Wie aus Kreisen der Politik zu erfahren war, wurde in der nichtöffentlichen Informationsveranstaltung am Nachmittag mitgeteilt, dass es auch im Klinikum zu Leistungseinschränkungen durch die Fusionierung kommen soll. Betroffen seien Hüft- und Knieoperationen.

Weitere Berichterstattung folgt.

Quelle: Eigene Berichterstattung.

Diesen Beitrag teilen
Anzeige