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Feind, Erzfeind, Parteifreund

Von Thomas Thöne

Es gibt die freien Radikalen nicht nur in der Biologie, diese existieren auch in politischen Parteien. Freie Radikale im menschlichen Körper sind sehr aggressiv. Sie greifen gesunde Zellen an, deren Zellstruktur kann sich dadurch verändern. Im Worst Case wird die Zellfunktion gestört oder gar die DNA geschädigt.

Ähnlich zerstörerisch verhalten sich die politischen freien Radikalen. Diese können sich besonders gut in einem politischen Machtvakuum ausbreiten. Dies erlebt gerade die Ingolstädter CSU. Noch immer hat die Partei nicht verkraftet, dass die Wählerschaft die Stadtratsfraktion verzwergt hat und das Amt des Oberbürgermeisters verloren gegangen ist. Früher war klar, dass der eigene Oberbürgermeister und der Finanzbürgermeister die Richtung vorgeben und die Partei sowie die Fraktion beiden Personen, oftmals bedingungslos, manchmal mit Zähneknirschen, folgt.

Seit der letzten Kommunalwahl hat die CSU-Stadtratsfraktion bislang nicht zu einer eigenen Linie gefunden. Die Fraktion tut sich schwer, da die CSU mit der zweiten Bürgermeisterin in die Stadtspitze eingebunden ist.

Freier agiert da der CSU-Kreisvorsitzende Stefan Huber. Dieser hat sich seit seiner ersten Wahl in das Amt nicht nur einmal als Vertreter einer Opposition in Ingolstadt zu Wort gemeldet und damit der CSU ein Profil verliehen.

Huber ist in Ingolstadt beliebt, wie jüngst der Applaus beim CSU-Ball wieder einmal deutlich machte. Er gehört dem Stadtrat nicht an, ist für die Menschen aber nahbar und hat ein offenes Ohr für Ängste und Nöte. Er wird als Politiker zum Anfassen wahrgenommen. Huber nimmt sich selbst nicht für zu wichtig, wie so manches Stadtratsmitglied in Ingolstadt. Er nimmt sich gelegentlich auch selbst auf den Arm, wenn er in Anbetracht seiner Größe vom kleinen, dicken Huber spricht. Das kommt an. Volksnah, im positiven Sinne.

Aus der CSU hört man, Huber kümmere sich ständig auch um die Partei und nehme enorm viele Termine wahr. Ein Stadtrat sagte jüngst in einem Gespräch, Huber sei der beliebteste Kreisvorsitzende der letzten 20 Jahre. Manche erkennen Bezüge zu Peter Schnell, der den Menschen vermitteln konnte, dass das von ihnen vorgetragene Problem mit eines der wichtigsten ist.

Hubers Macht ist mit der Zeit gewachsen, aber bisher nicht gefestigt. Dies sehen offenbar derzeit freie politische Radikale in der CSU noch als Chance, gegen Huber zu agieren. Dies nicht mit offenem Visier, wie es sich innerparteilich in einer demokratischen Partei gehören würde, sondern subtil, hintenherum.

Mit schwingt hier die Frage, wer geht 2026 für die CSU Ingolstadt ins Rennen um die Oberbürgermeisterkandidatur in Ingolstadt? Huber kann als Kreisvorsitzender seinen Hut in den Ring werfen, dies liegt auf der Hand, ebenso dass er einen guten Listenplatz bei der Stadtratswahl erhält.

Nicht offen, sondern subtil, äußern einige Mitglieder der CSU, dass Bedenken gegen eine OB-Kandidatur von Huber bestehen. Man hat eigene Kandidaten, die man gerne durchsetzen würde. Aber wie?

In der CSU Ingolstadt scheinen die freien politischen Radikalen zu sehr unsauberen und perfiden Mitteln zu greifen, um Huber zu beschädigen. Dies gipfelte jetzt in einem „Erpresserbrief“, wie ein anonymes Schreiben innerhalb der CSU genannt wird. In diesem wurde Huber gedroht, dass angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten an die Lokalzeitung durchgestochen werden, falls er als Kreisvorsitzender nicht zurücktrete. Ferner gab es „Telefonterror“, von der nicht nur Huber, sondern auch seine Familie betroffen waren.

Solche politische Radikale dürfen die Christsozialen in Ingolstadt im Ganzen nicht dulden. Wenn ein derartiges Vorgehen innerhalb einer Partei, die das Wort christlich im Parteinamen trägt, hingenommen wird, muss die Partei befürchten, dass sich ein derartiges Verhalten etabliert. Jeder in der Partei könnte irgendwann Opfer eines derartigen unsozialen Umgangs werden.

Die Ingolstädter CSU muss ein Signal aussenden, das deutlich macht: Wir akzeptieren keine „Erpresserbriefe“ und keinen „Telefonterror“. Wir stehen geschlossen hinter unserem Kreisvorsitzenden. Das gilt auch für den CSU-Ortsverband Ingolstadt West und dessen Vorsitzenden, Markus Meyer.

Bestehende Anschuldigungen zu angeblichen finanziellen Unregelmäßigkeiten müssen aufgeklärt werden und dann hat sich die Ingolstädter CSU auf die Arbeit für die Bürgerschaft zu konzentrieren. Wenn dies nicht erfolgt, braucht die CSU zur nächsten Kommunalwahl in Ingolstadt erst gar nicht mehr anzutreten.

Macht braucht Kontrolle, auch die eines SPD-Oberbürgermeisters. Diese Kontrolle ist durch die CSU und deren Mandatsträger im Stadtrat, als größte Fraktion, zu gewährleisten.

Kein Demokrat kann Interesse haben, dass Stimmen der CSU bei der nächsten Kommunalwahl der AfD zugutekommen. Ein Christdemokrat schon gar nicht.

Den derzeit aktiven freien politischen Radikalen in der örtlichen CSU sei der Parteiaustritt angeraten. Sollten Mandatsträger dabei sein, sollten diese nicht nur aus der Partei austreten, sondern auch das Mandat niederlegen. Verfasser eines „Erpresserbriefs“ und Menschen, die den „Telefonterror“ ausübten, gehören, falls diese der CSU angehören, wegen parteischädigendem Verhalten ausgeschlossen. Stefan Huber sollte die Vorgänge zur Anzeige bringen.

Wer meint, diese veröffentlichte Meinung sei Erfüllungsjournalismus für die örtliche CSU oder für Stefan Huber, dem sei ein Wahlgeheimnis gelüftet. Der Autor hat in seinem Leben noch nie CSU gewählt.

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